· 

Nora Bendzko - Galgenmärchen. Wolfssucht #1


Bibliografische Daten

 

 

 

  • Verlag: Selfpublisher
  • ET: 2016
  • Seiten: 132
  • Format: ebook
  • ISBN: 978-3-74189578-4
  • Reihe: Galgenmärchen
  • Band: #1
  • gelesen: 06/16

Meine Meinung:

 

Irina muss zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Leonore aus dem Dorf fliehen, da der Krieg dort Einzug gehalten hat. Sie schaffen es zum Dorf der Großmutter, welches verschont geblieben ist. Dort angekommen machen sich Irinas Eltern zusammen mit Skandar Jägersohn auf zum Dorf der Schwester der Mutter, um dort vor dem Krieg zu warnen. Doch es kehrt nur noch Skandar zurück. Kurz darauf kommt auch Leonore ums Leben, getötet von einer geheimnisvollen Kreatur, die im Wald ihr Unwesen treibt und die Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt. Irina dagegen wird fast magnetisch angezogen von dem wolfsähnlichen Wesen. Und als Skandar um ihre Hand anhält, sie aber merkt, dass hinter diesem Mann auch nicht das steckt, was zu sein scheint, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung.

 

Schon in der Anthologie "Schattenweber" konnte mich Nora Bendzko mit ihrer faszinierenden Schreibweise überzeugen. Sie hatte es in kurzer Zeit geschafft, mich mit ihrer Kurzgeschichte "Der atomare Mutterleib" in den Bann zu ziehen. Als mich die Autorin anschrieb und mir ihr neues Buch vorstellte, hab ich natürlich gleich zugesagt und nun liegt hier vor mir "Wolfssucht", eine Horror.-Adaption zu dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm "Rotkäppchen".

 

Die Autorin selbst beschreibt die Geschichte als Horror-Novelle, für mich persönlich hätte sie dann doch mehr Horror-Elemente haben müssen, um in dieses Genre gesteckt zu werden. Ich würde sie eher dem Urban Fantasy zuordnen. Aber düster ist sie allemal.

 

Zu Anfang lernen wir Irina und ihre Familie kennen, doch nicht lange, da muss sich Irina von diesen auch verabschieden. Der Tod holt alle und Irina ist nun alleine mit ihrer Großmutter, die kränklich daniederliegt. Irina muss sich um sie kümmern und hat so auch fast keine Chance, sich am Leben im Dorf zu beteiligen. Aber dies passt ihr sehr gut in den Kram, da sie eher eine Einzelgängerin ist.

 

Irina ist eine grüblerische Person. Sie lebt sehr in der Vergangenheit, macht sich Gedanken über das Schicksal, dass ihr so hart zugespielt hat und gibt die Schuld dem Krieg und teilweise auch sich selbst. Ihre Zweifel sind fast spürbar und ich hatte großes Mitleid mit ihr. Doch fand ich auch, dass sie sicher mit etwas mehr Arbeit an sich selbst, aus diesem dunklen Loch heraus hätte kommen können. Aber die Autorin hatte etwas anderes mit ihr vor und dies führt zu einer sehr spannenden, düsteren Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. 

 

Da das Buch "nur" 132 Seiten hat und damit schnell gelesen ist, ist es natürlich schwer, wie eben auch bei einer Kurzgeschichte, alles in der Story unterzubringen, dass für wichtig erachtet wird. Hier hat die Autorin es aber sehr gut geschafft, alles hineinzupacken. Spannung, Liebe, Wut, Verzweiflung, Trauer, Skandale, Hass. 

Um jetzt "Wolfssucht" mit "Rotkäppchen" zu vergleichen, braucht man zuerst keine große Mühe. Irina ist Rotkäppchen, das Wesen im Wald ist der böse Wolf. Die Großmutter ist die Großmutter und Skandar ist der Jäger. Aber dann wird es schwieriger, den Vergleich zu ziehen. Es werden andere Spuren verfolgt, die Geschichte wird völlig umgeschrieben und letztendlich merkt man, dass die Geschichte doch nur an Rotkäppchen angelehnt ist. Ich weiß gar nicht genau, wie ich es beschreiben soll. 

Die Autorin hat zwar Rotkäppchen zum Vorbild genommen, jedoch etwas vollständig neues

erschaffen.

 

Es kam zu keinem Moment Langeweile auf, die Spannung wurde von Anfang an aufrecht erhalten. Die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet und ich konnte mir auch sehr gut alle vorstellen. Und wieder ist es der Schreibstil, der mir letztendlich als faszinierend im Sinn geblieben ist. Die Autorin hat eine sehr eigene Art, die Geschichte rüberzubringen und dies ist für mich einfach der springende Punkt. Ich fand es sehr gut. Vor allem die Tiefgründigkeit hat mich sehr berührt.

 

Am Ende wurde ich dann ein kleines bisschen an "Die Schöne und das Biest" erinnert, doch nahm es dann plötzlich einen ganz anderen, unerwarteten Verlauf und ich wusste erst gar nicht, was ich von dem Ende halten sollte. Nach kurzem Überlegen befand ich es dann jedoch für sehr gut, weil es eben einfach unerwartet war und letztendlich auch zu dem düsteren Eindruck der Geschichte passte.

 

In der Autorin steckt sehr viel Talent und ich freue mich jetzt schon auf weitere spannende Geschichten aus ihrer Feder.

 

Meggies Fussnote:

Spannende Adaption des Märchens "Rotkäppchen" mit neuen, faszinierenden Elementen.

 

Bewertung: 

* * * * *


Kommentar schreiben

Kommentare: 0