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Camilla Bruce - Pepper-Man

 

 

 

 

 

Droemer Knaur

256 Seiten 

ET: 01.09.2020

Taschenbuch

ISBN: 978-3-426-52432-9 

Originaltitel: You let me in

 

Cassandra Tipp gilt als exzentrisch. Nicht nur, weil sie eine zweifache Mörderin sein soll, auch weil sie abgeschieden im Wald lebt, eine erfolgreiche Schriftstellerin ist und mit dem Teufel im Bunde zu sein scheint. Zumindest glaubt dies die breite Bevölkerung.

Nun ist sie tot. Zumindest wird dies vermutet, denn seit einem Jahr ist sie verschwunden. Sie hinterlässt viel Geld und eine Geschichte, die unglaublicher nicht sein kann. Ihre Nichte Penelope und ihr Neffe Janus sind die Erben, jedoch erst, wenn sie ihre Geschichte gelesen haben und die Geheimnisse erkunden, die Cassandras Leben zu etwas Einzigartigem gemacht haben. 

Aber kann man eine Geschichte glauben, die von Feen handelt, von dunklen Geschenken und einem Ehemann aus Holz und Stein?
Penelope und Janus lassen sich auf die Geschichte ein und merken bald, dass hinter allem mehr steckt, als es den Anschein hat.

 

Ich habe schon so einiges Gutes über diese Buch gehört, aber auch, dass es nicht einfach ist, dass es von Dunklem handelt, dass es schockiert und nachdenklich macht.

So ließ ich mir Zeit beim Lesen, versuchte, das Dunkle zu ergründen und herauszufinden, was genau die Autorin erzählen möchte.

 

Was zu Anfang nach einer Fantasy-Story aussieht, weil die junge Cassie als einzige ihren "eingebildeten" Freund Pepper-Man, eine Feen-Mann, sehen kann und mit ihm ihr Leben teilt, wendet sich im Laufe der Geschichte zu einer tragischen Story über ein kaputtes kleines Leben. Cassie - welcher etwas zugestoßen ist, was immer wieder kurz eingeworfen wird, aber nie bestätigt - zieht sich in ihre eigene Welt zurück. Die Feen geben ihr Halt, sind ihr Freund und Eltern zugleich, beschützen sie und zeigen ihr, was es heißt, ein Kind des Waldes zu sein.

 

Während Cassie sich mit zunehmendem Alter weiter in ihre Fantasie-Welt verstrickt, zerfällt ihre Familie immer weiter. Da kein Zusammenhalt vorhanden ist, jedes Familienmitglied Einzelkämpfer bleiben muss, verlieren sie sich und fallen in einen Abgrund. Cassie am Tiefsten, geschützt jedoch von ihrem Freund Pepper-Man, der sie immer wieder rausholt und ihr zeigt, dass das Leben eigentlich lebenswert ist.

 

Wer unbedarft an dieses Buch herangeht, wird schockiert sein, worum es eigentlich geht. Ich habe jetzt schon mehrmals gehört, dass eine Trigger-Warnung für Bücher gewünscht wird. Ich fand dies eigentlich immer unnötig, weil der Klappentext die Aufgabe hat, kurz zu erwähnen, worum es eigentlich geht. Hier wird dies jedoch nicht gemacht. Der Glaube an eine Fantasy-Story wird groß gehalten. Es geht jedoch um so viel mehr. 

An erster Stelle geht es um den Missbrauch von Kindern, es kommen jedoch noch weitere "Schicksale" hinzu, welche gerade mit dem Missbrauch einhergehen. Kaputte Leben, gebrochene Kinder und später im Erwachsenenalter unfähig ein Leben aufzubauen, weil die Vergangenheit einem immer wieder einholt.

 

So auch Cassie, die sich in ihre Fantasie-Welt rettet, um ein sorgenfreies Leben führen zu können.

 

Die Autorin beschreibt sehr eindringlich, wie Cassies Welt aussieht, immer wieder unterbrochen von Cassies Therapeuten, der versucht, ihr zu helfen und von Cassies Mutter, die mir von Anfang an so unsympathisch war, dass ich am Liebsten gar nicht weitergelesen hätte. 

 

Auch wenn ich teilweise Mühe hatte, der wirren Story zu folgen und mir aus den vielen wenigen Informationen herausfiltern musste, was genau geschah, gelingt es mir nicht wirklich. Die Charaktere blieben sehr blass, mit Ausnahme der Feen. Diese werden eingehend beschrieben, erhalten Tiefe und spielen große Rollen. Reale Menschen - mit Ausnahme des Therapeuten - werden meist am Rande erwähnt und sind in meine Augen zweitrangig. 

 

Erst am Ende gibt es einen großen Knall und es wird klar, nein klarer, was die Autorin einem sagen möchte, auch wenn einige Fragen offen bleiben.

 

Wer genau jedoch Pepper-Man ist und warum er gerade in Cassies Leben erschienen ist, wird nicht gelöst. Hier muss man die Fantasie spielen lassen.

 

Auch wenn es ein schweres Thema ist, das behandelt wird und auch wenn die Autorin eine ungewöhnliche Idee umgesetzt hat und auch, wenn der Schreibstil flüssig war und teilweise so packend, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen, war ich letztendlich enttäuscht. Eigentlich kann ich gar nicht richtig in Worte fassen, wieso genau, da ich oben nur das Positive herausgehoben habe. Trotzdem fehlte mir viel. Mehr Aufklärung, mehr Auflösung, mehr Tiefe gerade bei Cassie und ihrem Bruder. Mehr Informationen, mehr Realität, um letztendlich die Geschichte richtig verstehen zu können.

 

Meggies Fussnote:

Feenhafter Ausflug nach Norwegen.

 

* * *

eingetragen in folgenden Challenges:

Daggis BuchChallenge 2020 (Aufgabe 28 - Ende nicht gefallen)

Knaur BuchChallenge 2020 

Weltenbummler-Challenge 2020 (Norwegen - 3 Punkte/2. Besuch)

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Kommentare: 1
  • #1

    Aleshanee (Donnerstag, 24 September 2020 20:47)

    Hi!

    Ich fand das Buch auch sehr außergewöhnlich und war nicht gefasst, auf was ich mich hier einlasse.
    Allerdings fand ich doch, dass die Charaktere sehr treffend und gut gezeichnet waren, aber ich denke, da ist die Wahrnehmung bei jedem sehr unterschiedlich.
    Wer Pepper-Man war, war eigentlich schon klar, sie erwähnt mal, wie jemand riecht (nach Pfeffer = Pepper) und deshalb war das für mich keine Frage mehr. Und umso schlimmer, wenn man gesehen hat wie sich alles entwickelt hat...

    Kein leichtes Buch auf jeden Fall.

    Liebste Grüße, Aleshanee