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Laura Imai Messina - Die Telefonzelle am Ende der Welt


 Bibliografische Daten

 

 

  • Verlag: btb
  • ET: 15. März 2021
  • Seiten: 352
  • Format: Hardcover
  • ISBN: 978-3-442-75896-8
  • Reihe: --
  • Band: --
  • gelesen: 05/21

 


Meine Meinung:

Yui hat beim Tsunami 2011 ihre Tochter und ihre Mutter verloren. Sie trauert jeden Tag um die beiden. In einer von ihr moderierten Show im Radio hört sie zum ersten Mal vom "Telefon des Windes", einer Telefonzelle inmitten eines Gartens am Hang des Kujirayama. Tausende Menschen kommen zu der Telefonzelle, um dort zu "telefonieren", obwohl das Telefon nicht angeschlossen ist. Auch Yui möchte diese Telefonzelle sehen und fährt hin. Kaum dort angekommen, trifft sie auf Takeshi, der ebenfalls das Telefon benutzen möchte. Ab diesem Zeitpunkt kommen die beiden regelmäßig zusammen zu dem Telefon und lernen sich dabei näher kennen. Beide versuchen den Schmerz des Verlustes zu überwinden und merken, dass die Zukunft doch noch Schönes bereit halten kann, auch wenn die Trauer noch so übermächtig ist.

 

Viel hab ich über das Buch gelesen, nur Gutes, nur Trauriges, nur Herzzerreißendes. Ein Grund, mir selbst eine Meinung darüber zu bilden. Nach Lesen der Geschichte bin ich froh, dass ich mich an das Buch herangetraut habe, denn am Ende hatte ich ein richtig warmes Gefühl in meinem Herzen, weil mir die beiden Protagonisten Yui und Takeshi sehr nahe gekommen sind. 

 

Die Geschichte wird aus Sicht von Yui erzählt, die als Radiomoderatorin von der Telefonzelle am Ende der Welt erfährt. Gleich darauf macht sie sich auf den Weg zu eben dieser Telefonzelle und ab diesem Tag ändert sich ihr komplettes Leben. Nur dass dies nicht von heute auf morgen geschieht, sondern schleichend und mit solch einer Bestimmtheit, dass man schon am Anfang des Buches weiß, wie es endet. Doch bis es dahin kommt, muss Yui so einiges durchstehen. 

 

Als sie auf Takeshi trifft, ist zwischen den beiden schon eine gewisse Vertrautheit vorhanden, obwohl sie sich gerade mal ein paar Minuten kennen. Aber beide wissen, dass der jeweils andere einen Verlust erlitten hat, der schwer wiegt und der nur mit großer Trauer bewältigt werden kann.

 

Yui hat ihre Mutter und ihre kleine Tochter während des Tsunamis 2011 verloren, während Takeshis Frau an einer Krankheit verstarb und ihren Mann und eine kleine Tochter hinterließ. 

 

Während Takeshi sofort in die Telefonzelle geht, um dort mit seiner verstorbenen Frau zu telefonieren, kann Yui sich nicht hinreißen, das Telefon zu benutzen. Sie genießt das Meer, den Garten und die Gesellschaft des Mannes, der den Garten und das Telefon pflegt. Doch danach geht sie mit Takeshi essen und beide beschließen, zukünftig jeden ersten Samstag im Monat herzukommen und das Telefon zu benutzen. Während Takeshi dies auch macht, kann sich Yui nicht überwinden, den Hörer in die Hand zu nehmen.

 

In jedem Kapitel erfährt man mehr über Yui, Takeshi und die Vergangenheit der beiden. Und man erfährt, wie beide sich immer näher kommen, wie sich langsam der eine in das Herz des anderen schleicht. 

 

Ich war verzaubert von dem Schreibstil der Autorin, die mit eigentlich eher leisen Worten und einer fast nüchternen Schreibweise die Geschichte erzählt, aber trotzdem immer wieder wunderbare Worte findet, die einem das Gefühl geben, man wäre mitten unter Yui und Takeshi, würde mit Ihnen den Weg zum Garten und zum Telefon gehen, würde mit Yui zusammen versuchen, herausfinden, ob man das alte Leben ein Stück weit loslassen kann, um sich selbst zu finden, sich selbst endlich einen Ruck zu geben, wieder am Leben richtig teilzuhaben.

 

Ich habe das Buch sehr genossen, war traurig, fröhlich, ernst und heiter. Und viel zu schnell war das Buch zu Ende und hat in mir eben dieses schon zu Anfang der Rezension erwähntem warmen Gefühl im Herzen geführt. Und zu dem Gefühl, dass die Geschichte von Yui und Takeshi noch so viel mehr beinhalten könnte, was nicht erzählt wurde. 

 

Die japanische Kultur wurde einem etwas näher gebracht und am Anfang jedes Kapitels hat die Autorin noch ein kleines Gimmick mit eingebracht. So wird zum Beispiel erzählt, was in eine Bento-Box (Frühstücksbox) gepackt wird, welche Musik Yui auf der Autofahrt hört, welche Schokolade sie gekauft hat, wie die Adresse einer bestimmten Buchhandlung lautet oder welche Erinnerungen Yui an ihre Tochter hat. Kleinigkeiten eigentlich, die mir aber immer sehr ans Herz gegangen sind. 

 

Ich bin begeistert von dieser ruhigen Geschichte, die aber innerlich in mir einen Orkan von Gefühlen ausgelöst hat. Einen Tsunami, der mir allerdings nichts genommen, sondern sehr viel gebracht hat.

 

Meggies Fussnote:

Ein Tsunami, der mir allerdings nichts genommen, sondern sehr viel gebracht hat.

 

Bewertung:

* * * * *


eingetragen in folgenden Challenges:

  • Meine gelesenen Bücher 2021 (Aufgabe 48)
  • Motto Challenge 2021 (April)
  • Weltenbummler Challenge 2021 (Japan, Erstbesuch)

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