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Brunhilde Witthaut

Quelle: Brunhilde Witthaut
Quelle: Brunhilde Witthaut

Durch einen glücklichen Zufall habe ich die Autorin Brunhilde Witthaut kennengelernt, die unter dem Pseudonym Laurent Bach mehrere Kriminalromane veröffentlicht hat.

 

„Mord auf französisch“ heißt einer davon und dreht sich um Claude Bocquillon, einen Privatdetektiv, der mit seinen ganz eigenen Methoden arbeitet.

 

Meggie: Brunhilde, der Hauptcharakter deines Buches ist Claude Bocquillon, ein junger, homosexueller Mann, der sich als Privatdetektiv mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Wie kamst Du auf die Idee, die Geschichte gerade so anzulegen?

Brunhilde WItthaut: Da ich mich nicht auf das Genre historischer Roman, in dem ich normalerweise schreibe, festlegen wollte, habe ich mich dem Regio-Krimi zugewandt. Dass diese Region allerdings in den französischen Cevennen spielt, war für mich ein „Muss“, es ist meine Lieblings-Gegend. Als weiteres Alleinstellungsmerkmal habe ich den schwulen Detektiv gewählt. Warum schwul – das beantworte ich in der nächsten Frage.

 

Meggie: Dann darfst Du das auch gleich beantworten: Das Thema „Homosexualität“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Warum schreibst du aus der Sicht eines Homosexuellen? Was fasziniert dich an dem Thema?

BW: Ich habe einen historischen Roman geschrieben (noch nicht veröffentlicht), dessen Bösewicht historisch belegt schwul war. Dem konnte ich also keine Geliebte andichten, sondern musste einen Liebhaber wählen. Ganz automatisch kam eine Liebesgeschichte zustande, die sich gar nicht so sehr von Hetero-Liebesgeschichten unterscheidet. Es hat mir solchen Spaß gemacht, mich in die schwule Sichtweise zu versetzen, dass auch mein Krimi einen schwulen Protagonisten bekommen hat. Selbst in der heutigen Zeit ist die vorurteilslose Einstellung oft nur vordergründig, oft überwiegt tief im Inneren eine insgeheime Abneigung gegen schwule Menschen. Ich wollte einfach nur darlegen, dass Schwule eben nicht ungewöhnlich sind, sondern – es klingt fast naiv – normale Menschen, die mit Vorurteilen zu kämpfen haben, selbst dort, wo sie es gerade nicht vermuten. Es ist wie ein Dorn im Finger, er sticht im unerwartetsten Moment. Diesen Dorn wollte ich ziehen.

 

Meggie: Dann kommen jetzt mal Standardfragen (ich will ja den Klischees treu bleiben): Wie kamst Du zum Schreiben? Wer hat Dich inspiriert?

BW: Ich habe immer schon gern Papierkram um mich gehabt und viele Bücher verschlungen. Nach einem Urlaub, natürlich in Südfrankreich, musste mehr aus mir heraus, als ein kleines Reisebuch, das ich geschrieben hatte. Ich war seinerzeit lange in der häuslichen Pflege eingebunden und habe wahrscheinlich nur ein Ventil gesucht. Ich habe einfach aus dem Stegreif eine Geschichte über die Katharer niedergeschrieben, dann entdeckte ich, dass es mir so viel Spaß macht, dass ich nicht nach der ersten Geschichte aufhören konnte.

 

Meggie: Wenn Du schon immer gerne Papierkram hattest, ist die nächste Frage wahrscheinlich überflüssig. Trotzdem würde ich gerne wissen: Liest Du selbst gerne? Wenn ja, welches Genre bevorzugst Du? 

BW: Ich lese keine historischen Romane, weil ich da zu sehr mitleiden muss. Ich bevorzuge unblutige Krimis, ich liebe Simenon und Camilleri und lese Biografien und Reiseberichte. 

 

Meggie: Ich dagegen liebe historische Romane. Rebecca Gablé ist meine Lieblingsautorin. Sie würde ich auch gerne mal treffen und ein persönliches Gespräch mit ihr führen (Anmerkung Meggie: teilweise schon auf der Leipziger Buchmesse geschehen).. Gibt es eine/n Autor/in, den/die Du gerne treffen würdest? Was würdest Du sie/ihn gerne fragen?

BW: Leider ist Simenon tot. Ihn würde ich fragen, wie er es schafft, mit wenigen Worten so viel Atmosphäre zu schaffen. Wenn er über weiß-blau gemusterte Wandfliesen schreibt, glaubt man, dort in der Küche zu sitzen.

 

Meggie:. Wenn Beschreibungen so real sind, dass man meint, man wäre mittendrin., ist auch mein Ding. So richtiges Kopfkino. Wie sieht denn ein perfekter Tag für Dich aus? 

BW: Acht Stunden Schreibfluss haben und weiterhin eine Familie, die so viel Rücksicht auf mich nimmt, wie sie es jetzt schon tut. 

 

Meggie: Ja, schön weiterschreiben, damit wir immer was zu lesen haben ;-). Zur Zeit ist es ja sehr ungemütlich draußen? Wie gehst Du dagegen an?

BW: Ich merke nicht, ob es Sommer oder Winter ist, da ich in meinem Kämmerlein hocke. 

 

Meggie: Wieder zurück zu den Büchern. Wie sieht Dein Schreibritual aus?

BW: Ich schubse den Kater von der Tastatur.

 

Meggie: Ja, die lieben Tiere. Bei mir müsste ich Schlangen von der Tastatur schubsen. Was ist Dir lieber? Das Meer oder der Schnee?

BW: Am liebsten die warmen Flüsse der Cevennen. Dagegen kommt kein Meer an.

 

Meggie: Ich bevorzuge auch eher die warmen Gefilde. Welchen Wunsch würdest Du Dir gerne mal erfüllen?

BW: Noch einmal nach Paris fahren. Oder in den Cevennen leben. Dazu muss ich aber erst ein paar Bücher verkaufen.

 

Meggie: Das wird doch sicherlich was. Dein Roman "Wolfsbeute" ist ja historisch, "Mord auf französisch" ist ein Krimi. Warum unterschiedliche Genre? Und welches fasziniert Dich mehr?

BW: Ich wollte mit dem Krimi nur etwas Neues ausprobieren. Der Erfolg hat mir Recht gegeben. Auf diese Weise habe ich mir ganz nebenbei ein zweites Standbein verschafft. Die Faszination ist fast identisch. Es kommt immer auf den Reiz der Geschichte selbst an. Wenn die Geschichte dich nicht loslässt, ist das Genre nebensächlich. Recherche ist jedoch für zeitgenössische Literatur etwas einfacher.

 

Meggie: "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett". Das Lied ist in aller Ohren. Was für Musik läuft bei Dir?

BW: Beim Schreiben läuft keine Musik, das wäre tödlich. Ansonsten höre ich gern Alter Bridge, Theory of a Deadman, 3 Doors Down, Linking Park, also ordentliche Mucke.

 

Meggie: Zum Schluss kommt noch meine Lieblingsfrage: Wie lautet Dein Lieblingszitat?

BW: Ich habe den Spruch bei einer Montsegur-Kollegin gelesen:

 

„Man muss nicht in der Pfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel schreiben zu können“. 

 

Ich weiß leider nicht genau, wem dieses Zitat zugeschrieben wird.

 

Herzlichen Dank, Brunhilde, für das tolle Interview. Es hat Spaß gemacht, etwas mehr über Dich zu erfahren.

 

(Dieses Interview erschien auch schon am 11.10.2012 auf meinem alten Blog "Kleeblatts Buecherblog").

 

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