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Christine Feret-Fleury - Das Mädchen, das in der Metro las

 

Verlag: Dumont (2018)

Seiten: 176

Format: Hardcover

ISBN: 978-3-8321-9886-2

 

Juliette fährt jeden Tag mit der Metro zu ihrer langweiligen Arbeit in einem Immobilienbüro. Dabei trifft sie auf die unterschiedlichsten Personen und beobachtet diese während der Fahrt. Besonders angetan haben es ihr diejenigen, die lesen. 

Als sie eines Tages zwei Stationen früher als gewohnt aussteigt, trifft sie auf Zaïde, ein junges Mädchen, dass sie sogleich mit in den "Buchladen" ihres Vaters Soliman nimmt. 

Soliman ist kein normaler Buchhändler. Denn er gibt seine Bücher an sogenannten Kuriere aus, die die Bücher an die Personen weitergeben sollen, die für die Bücher bestimmt sind. Juliette ist gleich gefangen von der Atmosphäre und findet Soliman und seine Tochter sympathisch. So lässt sie sich gleich darauf ein, als Soliman fragt, ob Juliette eine zeitlang auf den Laden und auf Zaïde aufpassen kann, da er für einige Zeit fort müsse. 

Juliette willigt ein, nichtsahnend, dass sich damit ihr ganzes Leben verändert.

 

Dieses kleine Büchlein hat mich sehr ratlos zurückgelassen. Leider konnte ich die Botschaft, die es vermitteln soll, nicht richtig nachvollziehen bzw. die Botschaft hat mich nicht so erreicht, wie es wohl von der Autorin gewünscht war.

 

Einen richtigen roten Faden, dem man folgen kann, gibt es meiner Meinung nach nicht. Irgendwie ist die Geschichte eine lange Einleitung zu der eigentlichen Geschichte, die aber nicht folgt. Denn am Ende geht es erst richtig los und es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, wie wohl alles weitergehen könnte.

 

Juliette ist eine junge Frau, die mit ihrem Leben nicht zufrieden ist, aber nichts ändert, weil alles irgendwie so "eingefahren" wirkt. Ihre Wohnung gefällt ihr nicht, ihr Job ist mittelmäßig und das Leben eintönig. Doch ändern tut sich nichts. Bis Juliette auf Zaïde trifft. Ab da ist nichts mehr, wie es ist. Juliette fängt an, nachzudenken und geht Risiken ein, die sie vorher nicht mal im Traum in Betracht gezogen hätte. 

Immer wieder geht es um Bücher und Vergleiche, die mit den Geschichten gezogen werden. Soliman ist es, der Juliettes Inneres berührt und ihr eine neue Sichtweise vermittelt. Bis das Schicksal zuschlägt und alle Beteiligten plötzlich ein neues Leben planen müssen.

 

Eigentlich könnte diese Idee so wunderbar umgesetzt werden, doch die Autorin hat einen Weg eingeschlagen, der für mich nicht nachvollziehbar war.

 

Ich muss auch noch anmerken, dass die Titelwahl des Buches nicht sehr glücklich gewählt ist. Denn Juliette liest so gut wie nicht in der Metro. Sie beobachtet die Leute, die lesen und stellt sich dabei vor, wer diese Personen wohl sind und warum sie gerade das Buch lesen, das sie gerade lesen. 

 

Die Autorin legt keinen großen Wert auf Tempo. Es vergehen zwar immer wieder Abschnitte von mehreren Wochen, doch werden diese nicht groß erklärt und in der nächsten Szene geht es weiter, als ob kein großer Zeitraum dazwischen liegen würde. 

Leise Töne werden angeschlagen und man taucht oft in die Gefühlswelt Juliettes hinab. Und doch konnte ich nicht wirklich einen Zugang zu Juliette finden.

 

Hinzu kommt, dass das Buch nur 176 Seiten lang ist und einem auch nicht sehr viel Zeit bleibt, alle richtig kennenzulernen, weswegen es auch wundert, dass die Autorin sich mit vielem so Zeit lässt. 

 

Am Ende findet Juliette ihren Weg, doch wäre es hochinteressant gewesen, zu wissen, wie es denn nun weitergeht und ob Juliette genau das findet, was sie sich wünscht und ob sie auch glücklich ist.

 

Der Schreibstil ist wunderschön, doch bleiben die Figuren blass. Die Tiefe fehlt, auch wenn Gefühle beschrieben werden. Ich fand keinen Zugang zu den Charakteren. 

 

Weiter hätte mich auch interessiert, wie die anderen Charaktere zu dem wurden, was sie sind. Oder wie Zaïdes weiteres Leben wohl aussieht. Dies hätte vielleicht kurz angerissen werden können. 

 

Es bleiben viele Fragen offen und somit ließ mich das Buch, trotz des interessanten Ansatzes und des Themas, sehr unzufrieden zurück.

 

Fazit:

Wunderschöner Anfang, kurze Abhandlung, unzufriedenes Ende.

 

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