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Hörbuch || Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

 

Verlag: der Hörverlag (2017)

Länge: 11 Stunden, 23 Minuten

Format: 1 mp3-CD, ungekürzt

ISBN: 978-3-8445-2809-1

 

 

Prinzessin Dylia leidet unter einer seltenen Krankheit. Sie kann manchmal tagelang nicht schlafen. Viele Ärzte haben versucht, ihr zu helfen, doch vergebens. Die Schlaflosigkeit führt dazu, dass Dylia sich - aufgrund eben genügend Zeit - nächtelang Gedanken über alles mögliche macht. Farben, Formen, Gefühle - nichts bleibt ungedacht. Ihr Gehirn ist ihr bester Freund, vor allem, wenn sie nachts durch das Schloss wandelt.

 

Und so ist sie erst gar nicht überrascht, als plötzlich Harvarius Opal, ein Nachtmahr, vor ihr auftaucht und verkündet, dass er nun ab sofort bei ihr bleibt, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Erst hält Dylia ihn für ein Hirngespinst und macht sich freudig mit ihm auf dem Weg nach Amygdala. Doch bald merkt sie, dass diese Reise in das Innerste ihres Gehirns gar nicht so freudig ist, wie gedacht.

 

Lange mussten wir ja auf ein neues Buch von Walter Moers warten. Nun liegt es endlich vor, auch in gesprochener Form vom grandiosen Andreas Fröhlich, der sich mal so richtig hier austoben kann und damit auch ein würdiger Nachfolger für den leider verstorbenen Dirk Bach ist, der früher die Zamonien-Romane gelesen hat.

 

Beim Lesen des Buches war ich ja sehr zwiegespalten war und es fiel mir auch sehr schwer, eine Rezension zu schreiben, da ich meine Gefühle zu dem Buch nicht so recht zum Ausdruck bringen konnte.

 

Am Anfang war ich sogar wirklich versucht, das Buch zur Seite zu legen und ihm zu späterer Zeit nochmals eine Chance zu geben. Doch irgendetwas in mir weigerte sich, dies zu tun und so hielt ich durch.

Ich bin froh, durchgehalten zu haben. Bei dem mir nun vorliegenden Hörbuch konnte ich mich dann auch voll und ganz auf die Geschichte einlassen und hatte nochmals sehr viel Spaß, das gelesene nochmals durch den Sprecher Andreas Fröhlich Revue passieren zu lassen. 

 

Auch die Aufmachung des Hörbuchs ist wunderschön.  Zu sehen ist der Nachtmahr Harvarius Opal in seinen schönsten Alptraumfarben. Wenn man sich das Hörbuch von innen ansieht, dann finden sich dort wunderschöne Illustrationen der Zeichnerin Lydia Rode, die mit den Zamonien-Romanen und Walter Moers besonderes verbindet.

 

Wir gehen diesmal nicht auf Reise durch Zamonien, sondern durch das Gehirn von Prinzessin Dylia. Und dort treffen wir - auch aufgrund der seltenen Krankheit, die Dylia im Griff hat - auf allerlei Kurioses. Seien es Zwielichtzwerge, Irrschatten, Hirnschnecken und Grillos. Ständig gibt es Neues zu entdecken. Und ständig locken neue Gefahren Dylia und ihren alptraumfarbenen Gefährten tiefer in das Gehirn. 

 

Dylia ist eine sehr gewöhnungsbedürftige junge Frau. Sie ist neugierig, vorlaut und sagt, was sie denkt. Zu Anfang war sie mir noch sehr sympathisch, da sie ja auch aufgrund der Krankheit ein großes Handicap zu tragen hat. Doch je näher ich sie kennenlernte, umso mehr musste ich meine Meinung über sie revidieren. 

 

Ihre teilweise wirren Gedanken haben mich manchmal in den Wahnsinn getrieben, doch bin ich nach Beendigung des Buches nicht mehr so sicher, ob diese Gedanken ihre eigenen waren oder ihr so von Havarius Opal eingepflanzt wurden.

 

Da die Geschichte jedoch einen ernsten Hintergrund hat, seht man am Ende die Geschichte dann doch mit etwas anderen Augen und überdenkt manche Situation nochmals neu.

Dies war bei mir auch so und so schlug die anfängliche Enttäuschung in Interesse um. 

Eine Reise durch ein Gehirn stelle ich mir sehr schwer vor. Die Recherche, die nötige Kenntnis des Weges und vor allem alles so hinzubiegen, dass es auch noch eine Geschichte ergibt. Ein komplexes Organ ergibt dann auch eine komplexe Geschichte. 

 

Walter Moers ist ein wahrer Wortspieler. Er jongliert so geschickt mit den einzelnen Buchstaben, dass sie daraus so manch wunderbarer Satz ergibt und letztendlich eine interessante Geschichte. Durch die Wortspielereien ergeben sich neue Kreationen und so werden aus Kopfschmerzen eben mal Schmopfkerzen und schon wird dem Wort der "böse" Kern genommen. Gerade dies zeigt aber auch, dass sich der Autor sehr, sehr viele Gedanken gemacht hat und auch mit viel Liebe zum Detail ans Werk ging.

 

Abschließend kann ich sagen, dass ich nicht ganz unzufrieden aus der Geschichte heraus ging. Zwar war es anders, als gedacht und auch weniger als erwartet, aber gerade durch die "Andersartigkeit" dann doch wieder gut.

 

Der Sprecher Andreas Fröhlich gibt dem ganzen nochmals den nötigen Spannungseffekt. Da er mit seiner Stimme ein wahrer Akrobat des gesprochenen Wortes ist, haucht er jedem Charakter Leben ein. Gerade Opal hat in meinen Ohren einfach perfekt geklungen. Ich konnte mir förmlich vorstellen, wie der Nachmahr vor mir steht, mit ausgebreiteten Armen und seinen wunderbar schillernden Augen. Ein faszinierendes Wesen. Auch Dylia hatte ich vor Augen. Ihre Bewegungen, ihre Art zu sprechen,  ihr Gesicht beim Denken.

 

Das Kopfkino hat jede Menge zu tun. Und wenn man auf die leisen Zwischentöne lauscht, die sich immer wieder in der Geschichte verstecken, erkennt man den ernsten Hintergrund und entdeckt etwas völlig neues.

 

Fazit:

Eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss. 

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