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Ken Follett - Kingsbridge. Die Waffen des Lichts #4


 

Bibliografische Daten:

 

 

  • Verlag: Luebbe
  • ET: 26. September 2023
  • Seiten: 880
  • Format: Hardcover
  • ISBN: 978-3-7577-0006-5
  • Reihe: Kingsbridge
  • Band: #4
  • gelesen: 03/24

Meine Meinung:

Sal Clitheroe und ihr Sohn Kit verlieren Ehemann und Vater durch einen Unfall. Nunmehr muss Sal sich allein durchschlagen und bekommt in Kingsbridge eine Anstellung bei dem Tuchhändler Amos Barrowfield, der dem industriellen Wandel, den England gerade durchläuft, positiv entgegensieht. Während Sal lernt einen elektrischen Webstuhl zu bedienen, lernt Kit nebenbei, wie man diesen repariert. Auch der Weber David Shoveller sucht sein Glück in der neuen Industrie. Doch es gibt viele Gegner, denn eine Maschine ersetzt den Arbeitsplatz vieler Angestellter und es macht sich Unmut breit. 

Aber nicht nur die industrielle Revolution führt zum Unmut der Menschen. Auch der Krieg rückt immer näher. Napoleon Bonaparte greift Europa an und viele Männer werden eingezogen, zwangsrekrutiert oder verurteilt, an der Front zu kämpfen. 

Sal, Kit, Amos und David spüren die Auswirkungen deutlich. Und kämpfen jeder für sich und doch zusammen für ein besseres Leben.

 

Lange habe ich mich vor diesem Wälzer gedrückt, obwohl ich ein richtiger Fan der Kingsbridge-Bücher bin. Aber mich nun an den Anfang des industriellen Zeitalters zu begeben und in die Kriegszeit um Napoleon Bonaparte hat mich dann doch etwas abgeschreckt. Ich muss zugeben, dass ich die Zeiten vermisse, in denen noch Sorge darum bestand, wo die nächsten Steine für den Bau der Kathedrale herkommen und wie man am besten das Geld dafür beschafft. Prior Philip und Tom Builder haben mich wirklich mehr verzaubern können als der Ausflug hier in die moderneren Zeiten.

 

"Die Waffen des Lichts" hatte wirklich seinen Reiz, ich habe es gerne gelesen, doch weiß ich auch genau, dass mir davon nicht mehr viel im Gedächtnis bleiben wird. Denn die Faszination "Kingsbridge" hat sich damit bei mir wirklich gelegt. Denn irgendwie schien hier alles so leicht. Es gab keine echten Gegenspieler, die einem das Leben so dermaßen schwer machten, dass man am liebsten verzweifeln würde. Eine Lösungsmöglichkeit war immer vor Augen und so dauerte etwas eben ein paar Jahre länger, aber nicht  mit der Prämisse, dass man sich darüber so dermaßen ärgert und darüber jeden Tag grübeln muss. 

 

Die Charaktere hatten so viel zu tun, dass die eine angestrebte Aufgabe in den Hintergrund rückte und man sich eben erst einmal den anderen Dingen widmete.

So blieben mir auch alle Figuren etwas blass, mit Ausnahme von Sal Clitheroe, die ich so in mein Herz geschlossen habe, als wäre sie eine Schwester. Ihr Werdegang war aufregend und immer darauf bedacht, dass es jedem Recht gemacht wurde. Wenn sie liebt, dann bedingungslos und sie bleibt an der Seite dessen, dem sie sich versprochen hat. Auch wenn dieser jemand nicht gerade sein Bestes gibt, um geliebt zu werden. Aber man muss auch immer an die Zeit denken, in der die Geschichte spielt. Es war sicherlich nicht leicht, und die Rechte der Frauen waren auch noch nicht mit denen der Männer gleichgestellt. Aber Sal ist schon sehr herausgestochen. Ihre Meinung hat sie laut geäußert, ist auch dafür eingestanden und hat fest mit angepackt. Sie wurde respektiert und man hat auch auf sie gehört. Aber trotzdem wurde sie - gerade von ihrem Ehemann - auch wieder in eine Ecke gedrängt, in der sie eben doch nicht so viel zu sagen hatte.

 

Der industrielle Wandel ist in diesem Roman fast nur im Tuchhandel spürbar, alle anderen Berufe bleiben außen vor. Ich hätte gerne erfahren, ob sich noch weitere Berufszweige angeschlossen haben. Denn als es zu den Aufständen kommt, werden hier nur die "Tuchfabriken" erwähnt, die angegriffen werden. Ich denke aber, dass es ja noch mehr neuartige Maschinen gab, die eingesetzt wurden. Diese Info hätte man noch mit einfließen lassen können.  

 

Natürlich kommt es auch zum Krieg. Napoleon greift Europa an und es kommt zu Kämpfen in Spanien, Frankreich und den Niederlanden. Und einige unserer Protagonisten sind hautnah mit dabei. Ich bin ehrlich gesagt erleichtert, dass der Autor zwar den Krieg mit aufgenommen hat und auch Szenen beschreibt, aber trotzdem nicht so sehr ins Detail geht, wenn es eben um die Kämpfe geht. Es wird mehr Zeit auf die Strategien verwendet und eher Nebenszenen erklärt, als den eigentlichen Krieg in den Vordergrund zu rücken. Ganz vermeiden ließ sich dies nicht, aber für mich gab es einen guten Mittelweg.

 

Wie immer in den Kingsbridge-Romanen ist der Spannungsbogen klar gehalten. Wir starten in den jungen Jahren vieler Protagonisten und begleiten diese sehr lange. Die durchlebten Niederschläge dominieren ihr Leben, aber es gibt auch immer wieder kleine Lichtblicke. Und man weiß auch, am Ende bekommt jeder das, was er verdient. 

Natürlich macht auch der Autor nicht vor der queeren Revolution, die viele Romane im Moment durchlaufen, Halt. Der Roman spielt zwischen den Jahren 1770 bis 1824, so dass ein Versteckspiel unabdingbar ist. Aber trotzdem gibt es Gerüchte und Getuschel. Ich hatte aber zu keiner Zeit das Gefühl, dass die sexuelle Neigung für jemanden ein so großes Problem darstellt. Es wurde akzeptiert. Auch wenn sich keiner je sicher sein konnte, ob die Gerüchte überhaupt stimmen.

 

Alles in allem bin ich recht zufrieden mit dem Roman, obwohl er nicht an den so großartigen Anfang wie "Die Säulen der Erde" oder die Vorgeschichte "Der Morgen einer neuen Zeit" herankommt. Aber dies liegt wahrscheinlich eher daran, dass es dort einfach mehr um "Kingsbridge" ging als in den neueren Werken des Autors.

 

Meggies Fussnote:

Spannend wie immer, aber zu wenig "Kingsbridge".

 

Bewertung:

* * *


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